Wenn sich eine Tür schließt…

… öffnet sich irgendwo eine andere.

Für uns öffnen sich die nächsten Wochen vor allem erst mal unsere Bücher und danach Tueren zu Prüfungssälen. Deshalb schließen wir vorrübergehend die Tür zum Tuerknaufblog.

Und damit wir nicht in die Sommerloch-Falle tappen, legen wir anschließend gleich noch ein paar Wochen Pause ein, in der sich ein Teil vom Tuerknaufteam mal die Tueren Asiens genauer ansieht.

Wer so gar nicht ohne Türen auskommt, hat hier 75 Knaufgeschichten, die man immer wieder lesen kann. Und wer weiß, vielleicht entdeckt ihr ja während des Sommers selbst eine Tür, hinter der sich eine tolle Geschichte verbirgt.

Knaufige Grüße & einen schönen Sommer

eure Mädels vom Tuerknaufteam

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Fleißig bei der Arbeit

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Einmal ganz nach oben Bitte!

Wir alle wollen hoch hinaus – sei’s beruflich auf der Karriereleiter oder einfach um die Aussicht auf der Dachterrasse zu genießen. Zumindest zweiteres wird uns durch eine nützliche Erfindung Namens Aufzug erleichtert. Ihr ahnt es bestimmt schon – die meisten Aufzüge haben auch Tueren (die ohne sind mir ehrlich gesagt nicht ganz geheuer).

Apropos nicht ganz geheuer. Viele Menschen haben Angst vorm Aufzugfahren. Eine enge Metallkiste, die an Seilen nach oben gezogen wird. Klingt erstmal wirklich nicht so vertrauenswürdig. Doch unterliegen Aufzüge strengen Sicherheitsvorkehrungen und werden regelmäßig gewartet. Die Seile müssen das 12- bis 16-Fache davon halten können, was sie ziehen können – und dass ist wirklich viel, wenn man bedenkt, dass schon kleine Aufzüge bis zu 1000 kg ziehen können.

Allerdings bin ich auch eher der Meinung, dass die Aufzugstür eine Tür ist, die man gerne mal geschlossen halten kann. Treppensteigen hält fit und erweckt gerade morgens die Lebensgeister. Ausgenommen man muss mehr als 4 Stockwerke nach oben. Dann finde ich einen Lift klasse – sofern mit Türen und nicht aus Glas 😀 .

Knaufige Grüße

Speed Dating auf Isländisch

Island führt nicht nur die Herzen von Fußballfans zusammen – sondern auch verlorene Handschuhe! Was fällt uns denn nur ein, die Insel auf Wikinger und stoischen Fußball zu reduzieren. Beim „Single Gloves Speed Dating“ an dieser Tür in Reykjavik finden vielleicht nicht nur einsame Gegenstände zueinander, sondern auch deren Besitzer.

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Schluss mit kitschigen Schlössern an Brücken. Stellen wir uns der Tatsache, dass es noch viel zu viele Menschen (und Handschuhe) gibt, die sich alleine durch die Welt schlagen müssen. Und die Schlösser bringen Brücken doch sowieso nur zum Rosten und Auseinanderfallen! Wenigstens die Reykjaviker sehen das Ganze pragmatisch und lassen sich wunderbare – und nützliche – Verschönerungs-Ideen für ihre Türen einfallen. 🙂
Also auf nach Island, um einen gut aussehenden Wikinger (oder Fußballer) kennen zu lernen?! 😉

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Dating und Fußball beiseite – Island ist wunderschön und faszinierend, hin hin hin! 

Schon mal was von Anstand gehört?

Manchmal frage ich mich schon, ob wir uns als Gesellschaft nicht gefährden? Weil die Ignoranz und Selbstbeachtung höher wiegt als Menschlichkeit und gegenseitiger Respekt!

Ich ärgere mich gar nicht mehr, dafür ist mir meine Energie zu schade – lediglich den Kopf kann ich über so viel Dummheit nur noch schütteln…

Vor ein paar Tagen saß ich seit langem Mal wieder in der Straßenbahn auf dem Weg vom Hauptbahnhof nach Hause.

Gefühlte 40 Grad – mit Sonneneinstrahlung noch unerträglicher, saß ich genau am Fenster, neben mir eine Frau mittleren Alters, die ihre Augen nicht von ihrem Smartphone nehmen konnte. Ich versuchte mich auf meine Umgebung zu konzentrieren, da ich blöderweise mein Buch daheim vergessen hatte. Auf einmal fiel mir ein Mann mit Sonnenbrille und einer gelben Binde mit drei schwarzen Punkte auf, der den Türöffner für die Straßenbahn suchte. Ich dachte mir erst, dass bestimmt einer von den umstehenden Menschen ihm gleich helfen und die Tür öffnen würde, doch weit gefehlt. Der Mann schob sich von der einen Tür zur nächsten weiter und versuchte dort den Knopf zu ertasten. Ein junger Mann der direkt an der Tür stand, hat dann irgendwann begriffen, dass es vielleicht angebracht wäre, den Knopf zu drücken!

Anfangs wollte ich aufstehen und dem blinden Mann helfen. Doch um ihn herum waren so viele Menschen, dass es mir nicht in den Sinn kam, dass niemand die Bereitschaft übernehmen würde, dem blinden Mann zu helfen.

Genau in solchen Situationen zweifle ich stark an unserer Gesellschaft und an der gegenseitigen Hilfsbereitschaft. Geht es wirklich immer nur um uns selbst und können wir unseren Blickwinkel nicht erweitern und auch mal handeln. Oder macht sich gar ein beklemmendes Gefühl in uns breit, wenn wir jemanden sehen, der unsere Hilfe zwar bräuchte, wir aber starr in unseren Verhaltensmustern verharren und nicht wissen was zu tun ist? Und wenn es so wäre… würde ich diese Argumentation nicht verstehen. Es ist mir nicht schlüssig, wie man nicht mal ein Fünkchen Menschenverstand besitzen kann und den Mut beweist über seinen Schatten zu springen und zu sagen: Ich helfe jetzt! Die meisten tun so als ob sie nichts gesehen haben und schließen die Augen vor der Realität. Dann gibt es aber auch diejenigen, die einfach nur dastehen und glotzen.

Natürlich frage ich mich selbst, ob ich nicht falsch gehandelt habe, dass ich einfach sitzen geblieben bin, aber letztendlich waren so viele Leute in unmittelbarer Nähe, die auch hätten helfen können.

Als ob es körperlich oder psychisch anstrengendes wäre, einfach mal in Aktion zu treten und kurz seine Unterstützung anzubieten. Stattdessen sitzen oder stehen die Leute da und glotzen einfach nur. Am meisten ärgere ich mich genau über die, die total verzweifelt jede Bewegung des Hilfsbedürftigen beäugen, aber keinerlei Anstalten machen, sich auch nur zu bewegen. Solche Menschen sind zu bemitleiden. Diese Einstellung, diese übertriebene ignorante Gesellschaft kotzt mich an! Armes Deutschland!

Tür auf: Der Erthal Sozialwerk Fahrradservice

Wir waren beim Fahrradservice des Erthal Sozialwerkes und haben euch wieder eine neue Knaufgeschichte mitgebracht.

Das Erthal Sozialwerk bietet in der Sanderstraße für einen fairen Preis einen Fahrradservice. Dieser reicht von der Reparatur deines Rades bis hin zur Beratung beim Neukauf.

Aber seht selbst was Frank zum Thema Fahrradservice zu erzählen hat:

Für alle Interessierten:

Das Erthal Sozialwerk veranstaltet jedes Jahr eine Integrationsfahrradtour. Diese findet in diesem Jahr am Sonntag, den 24.07.2016 statt. Alle Radsportbegeisterten sind herzlich dazu eingeladen.

Nähere Infos gibt’s hier

Knaufige Grüße

So bunt wie das Leben

Ihr habt euch bestimmt schon gefragt, wann hier endlich mal die Tuerknäufe ins Spiel kommen. Heute ist es also so weit 😉 .

An jeder eurer Tueren befindet sich normalerweise ein Tuerknauf (hoffentlich) oder zumindest eine Klinke. Ohne diesen Knauf könnt ihr sie nicht öffnen. Ohne Tuerknauf kommt man nicht aus der Wohnung, um die Welt zu entdecken. Man kommt weder nach Irland, Holland oder gar Jamaica. Auch Festivals und Theater – ohne Tuerknauf kann man’s vergessen.

Ihr denkt vielleicht, dass ein Tuerknauf eher eine langweilige Angelegenheit ist. Gold oder Silber lackierte Metallknöpfe. Vielleicht ist mal noch ein Schnörkel eingraviert. Aber Tuerknäufe können eine wunderbar bunte Angelegenheit sein. Punkte, Muster, Streifen, mit Farbe, nur Metall – ganz individuell kann man den Tuerknauf seinen Geschmack anpassen.

Oder wohl eher gesagt könnte man ihn anpassen. Die meisten  wählen bei Tueren und Knäufen eher das Standardmodell. Ganz klassische Holztür. Am Besten noch in Naturholzoptik oder höchstens mal schwarz oder weiß gestrichen und daran dann ein Knauf aus irgendeiner lackierten Metalllegierung. Dabei wollen sich doch eigentlich immer alle von der Masse abheben. Individualisierung steht doch ganz groß im Kurs und auch das Wohnungsinnere personalisiert man durch Einrichtungsgegenstände und Dekoration – wieso dann nicht auch die Tueren?

Vielleicht liegt es daran, dass wir alle trotzdem irgendwie einen inneren Spießer beherbergen. Da können wir uns die Haare noch so oft Färben, verrückte Kleidung tragen oder auf unsere Unabhängigkeit pochen – Tueren sollen praktisch sein. Sie sollen unser Eigentum vor Einbrechern schützen und uns manchmal auch vor der Außenwelt abschirmen. Zwei Aufgaben, schlicht und einfach. Da kommt kaum jemand auf die Idee, die Tuer/der Tuerknauf könnte schicker sein. Dabei erledigt eine bunte Tuer diese Aufgaben bestimmt ebenfalls mit Bravour.

Dies ist also ein Aufruf an euch: Macht eure Tueren bunter und passt sie eurem Leben an! Es muss ja nicht gleich der Löwenkopf an der Haustüre sein. Als Anfang tut’s auch ein bunter Keramik-Knauf an der Tuer zum Kleiderschrank oder der Schublade mit den Süßigkeiten.

Knaufige Grüße

Memories und im Mondlicht tanzende Katzen

Das wir vom Tuerknaufteam auf Theater und ähnliches stehen konntet ihr ja schon hier, hier und hier lesen. Gestern begab ich mich also wieder einmal durch eine Theatertür und zwar zu den Luisenburgfestspielen in Wunsiedel, wo die Preview vom Musical CATS stattfand.

Für alle die das Musical von Andrew Lyod Webber nicht kennen: Richtig darin geht es um Katzen. Aber nicht etwa um deinen Stubentiger der zu Hause auf der Fensterbank in der Sonne liegt. Nein bei CATS geht es um Jellicle-Cats. Jellicle-Cats? Was ist das denn nun wieder? Zur Erklärung ein Song aus einer anderen Inszenierung.

Das diese Katzen alle ihre eigenen Persönlichkeiten besitzen, kommt im Laufe des Stückes zur Geltung. Von Rum Tum Tugger dem eigensinnigen Rebellen unter den Katern, dem jede weibliche Katze verfällt über Jenny-Fleckenreich, die nachts den Kakerlaken Manieren beibringt bis hin zu Rumbleteazer und Mungojerry den Unruhe stiftenden, Unfug treibenden und stehlenden Katzenteam – alle verschieden und trotzdem tanzen sie gemeinsam auf dem Jellicle-Ball der Katzen und warten gespannt darauf, wer von ihnen von Old Deuteronomy  auserwählt wird um in den Katzenhimmel aufzusteigen. Was aber alle gemeinsam haben, ist eine Abneigung gegenüber Grizabella, der Glamour-Katze, die die Katzen-Familie einst verlies um ein Star zu werden und nun verschmutzt und zerlumpt wieder Anschluss finden möchte.

Auch wenn die Texte des Stückes auf einer Gedichtesammlung für Kinder –  Old Possum’s Book of Practical Cats von T. S. Elliot aus dem Jahre 1939 – basiert ist es genauso gut für Erwachsenen geeignet. Vielleicht auch gerade deshalb.

Inszenierungen auf der Luisenburg haben meistens ihre eigene, persönliche Note. So ist es auch im Fall von CATS. Sei es durch extravagante Kostüme, Anspielungen auf aktuelle Themen der Gesellschaft, Dialekt oder einfach durch Interaktion mit dem Publikum, man wird immer wieder überrascht. Da die Premiere des Stückes erst heute Abend ist, möchte ich jetzt aber auch nicht zu sehr Spoilern – mir hat es auf alle Fälle sehr gut gefallen.

Knaufige Grüße

Musical

Black is the new Black!

 

Schön, wenn man merkt, dass die Fotos bei euch so gut ankommen. Deshalb wollen wir euch heute noch eine kleine Auswahl von unserem letzten Fotoshooting präsentieren! 🙂

 

Früher war es noch ein Tabu, heute ist Fell wieder so angesagt wie nie. Ob Marder, Nerz oder Kaninchen, so ziemlich alles wird für den heutigen Lifestlye und Modeliebhaber bereitgestellt. Wie sehr die Tiere darunter leiden und unter welchen katastrophalen Bedienungen die Tiere gehalten werden, könnt ihr in einer Dokumentation vom WDR erfahren: „Die Wahrheit über Pelz“.

Wir bleiben lieber bei Kunstfell, denn das sieht nicht nur schöner aus, dafür muss zum Glück auch kein Tier getötet werden…

Vielen Dank nochmal an das großartige Model und die tolle Fotografin für diese atemberaubenden Bilder! 🙂

Knaufige Grüße

(Festival)Essen teilen statt wegwerfen!

„Foodsharing“ am Rockfestival – die letzten Grillwürstchen und Ravioli mit dem Zeltnachbarn teilen, oder wie? Das sollte inmitten der Festivalgemeinde sowieso drin sein, aber seit einiger Zeit sogar noch mehr: Der ehrenamtliche Verein „Foodsharing“ ist während des Sommers auf Festivals unterwegs, um zu verhindern, dass Lebensmittel weggeworfen werden. Stattdessen teilt jeder mit jedem. 

Bevor das Southside Festival 2016 sich letzten Freitagabend seinem Unwetterschicksal ergeben musste, hatte ich während des heißen Vormittags die Gelegenheit, Axel vom Foodsharing-Stand interviewen zu dürfen. Trotz sengender Hitze hat der 24-jährige Chemiestudent aus Stuttgart mir die „Tür“ zum Foodsharing-Zelt geöffnet und eindringlich davon erzählt, was die Foodsharing-Gemeinde und ihn als Foodsharing-Botschafter für seine Stadt vorantreibt und bewegt.

Direkt gefragt – was genau ist Foodsharing?

Auf der Welt werden genug Lebensmittel produziert, um alle zu versorgen, aber es hungern immer noch Menschen – das macht keinen Sinn. Es sind genug Lebensmittel da, aber sie sind falsch verteilt. Dagegen möchten wir ankämpfen! Foodsharing bedeutet, Lebensmittel zu teilen, anstatt sie wegzuwerfen. Als ehrenamtlicher Verein setzen wir uns im deutschsprachigen Raum gegen Lebensmittelverschwendung ein. Dafür betreiben wir Kooperationen mit Betrieben, bei denen wir Lebensmittel direkt abholen, die sie sonst wegschmeißen würden. Auch Privatpersonen können auf der Plattform ihre Lebensmittel teilen, und es gibt rund 600 öffentliche Kühlschränke, auch Fair-Teiler genannt. Dort kann sich jeder Essen nehmen, wenn er etwas braucht, oder etwas hineinstellen, wenn er zu viel hat. Wir von Foodsharing wollen beim Thema Lebensmittel weg von diesem „Tausch-Gedanken“ und dem Fokus auf Geld, und stattdessen darauf schauen, wer was benötigt.

Wie genau sieht eure Arbeit auf einem Festival aus?IMG_20160624_114156

Wir sprechen abends Essensstände an und verteilen deren Reste an Security-Kräfte und Mitarbeiter. An den Eingängen sammeln wir Sachen ein, die Leuten abgenommen werden, damit
nichts in der Tonne landet. Oft sind wir auch auf den Zeltplätzen unterwegs, weil viele Leute betrunken Sachen wegschmeißen.
Wir sagen: Kommt vorbei, wenn ihr was loswerden wollt oder wenn ihr etwas braucht –  aber nicht als direkter Tausch.  Wir versuchen einfach, dass Essen nicht weggeschmissen wird und an Leute kommt, die es brauchen. Damit lässt sich die Verteilungsfrage lösen. Aktuell gibt es immer mehr Anfragen von Festivals an uns – die Veranstalter tragen irgendwo ja auch eine gewisse soziale Verantwortung.

Wie bist du zum Foodsharing gekommen?

 Ich habe Videos im Internet gesehen, unter anderem die Doku „Taste the waste“. Das hat mich umgehauen, die kann ich echt nur jedem empfehlen. Produziert hat sie Valentin Thurn, einer der Gründer von Foodsharing – aus dieser Doku ist die Bewegung entstanden. Er war international unterwegs und hat gezeigt, wie viele Lebensmittel tatsächlich weggeschmissen werden und wo Menschen hungern, wie pervers das alles ist! In Europa verschwenden wir teilweise bis zu 50% der Lebensmittel. Es gibt EU-Normen, dass Gurken gerade sein müssen, weil sie so besser in Kisten passen. Die krummen werden weggeworfen. Supermärkte schmeißen Lebensmittel nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum weg, obwohl sie noch verzehrt werden können. Die Aussage der Doku ist „Es gibt genug Lebensmittel – aber sie müssen besser verteilt werden“.
Raphael Fellmer, Valentins Mitbegründer, hat jahrelang im Konsumstreik gelebt.  Er hat gezeigt, wie er in unserer Gesellschaft ohne Geld überleben kann, weil wir so enorm viel wegschmeißen. Dabei hat er die erste Kooperation überhaupt mit einem Supermarkt gestartet, einem Berliner Biomarkt. Jetzt gibt es rund 3.000 Kooperationen deutschlandweit, die uns Lebensmittel geben, bevor sie sie wegschmeißen, Supermärkte, Bäckereien, Restaurants, Hotels.

Wie organisiert ihr diese Kooperationen?

Es gibt eine Rechtsvereinbarung, die die Betriebe von jeglicher Haftung für die Genießbarkeit von Lebensmitteln und Ähnliches entbindet, und uns zum Beispiel zur freien Verteilung berechtigt. Als „Foodsaver“, also die Person, die das Essen abholt, hast du die „Hoheit“ über die Ware, darfst damit also machen, was du möchtest – deiner Familie geben, Freunden, Bedürftigen, wem auch immer. Die einzige Regel: Du darfst nichts wegwerfen.

Wie sieht deine Foodsharing-Arbeit in Stuttgart aus?

In Stuttgart bin ich einer von 11 „Botschaftern“, die rund 40 Betriebskooperationen verwalten. Ansonsten haben wir zum Beispiel auch eine Kooperation mit einem Flüchtlingsheim aufgebaut – zwei Flüchtlinge gehen mittlerweile selbstständig zur Großbäckerei und beliefern damit ihr ganzes Heim. So sparen wir uns den Weg und das Essen kommt dann genau da an, wo es hingehört. Soziale Einrichtungen wie das Caritas-Obdachlosenheim gehen aktuell in eine Markthalle, wo etwas teurere Lebensmittel zum Sortiment gehören, und versorgen damit die Obdachlosen – die bekommen dann richtig gutes Essen und freuen sich wahnsinnig. Bessere Umverteilung gibt es nicht. Insgesamt gibt es schon rund 17.000 Food-Saver, die aktiv in deutschsprachigen Ländern Essen abholen.

Was hat sich für dich durch die Arbeit verändert?

 Mir fällt es mittlerweile schwer, einkaufen zu gehen, weil ich weiß, was alles in den Tonnen landet. Du siehst so viele Lebensmittel, die noch nicht mal abgelaufen sind und weggeworfen werden. Oder jetzt zum Beispiel bei der EM: Normale Ware wurde entsorgt, weil die neuen Produkte mit diesem EM-Design auf den Markt gekommen sind. Das war bei vielen Süßigkeiten der Fall, die kommen dann in Unmengen in die Tonne, weil die Läden das andere Zeug an die Leute bringen wollen.

Was steht in Zukunft für den Verein „Foodsharing“ an?

 Wir haben Anfragen aus dem Ausland, z.B. Spanien oder den USA. In Polen wurde unser erster Fair-Teiler eröffnet. Die Software, die wir für die Plattform nutzen, wird aktuell ins Englische übersetzt, damit wir ab September international werden können und das Ganze auch in anderen Ländern möglich ist. Dabei sind wir Open Source – uns ist egal, wer der Träger ist, wir wollen keine Lizenz, keine Rechte. Wir wollen nur dem idealistischen Ziel nachgehen, dass keine Lebensmittel verschwendet werden, und global etwas bewegen. Es tut sich Einiges – viele Leute haben Interesse an unserem Wirken, weil sie verstehen, dass es sinnvoll ist, Lebensmittel nicht wegzuwerfen, sondern zu verbrauchen.

Axel ist schon seit über einem Jahr für Foodsharing aktiv und könnte es sich gar nicht vorstellen, nicht mehr mitzuwirken. Du hast Interesse und möchtest dich engagieren? Dann schau doch mal auf foodsharing.de vorbei und werde selbst zum Food-Saver.

Wir danken Axel & dem Rest des Foodsharing-Festivalteams für das Interview und die Einblicke am Southside 2016!

Knaufige Grüße

Zeltfriedhof statt Indierock live

Der Montagblues ist da – neben ca. 60.000 anderen Musikfans mit gelb-orangefarbenen Southside-Bändchen am Handgelenk wünsche ich mir gerade, dem tristen Montag sei wenigstens ein Wochenende voller schwitzigen, energetischen und lauten Festivalrock vorangegangen. Leider nein!

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Freitagabend – gerade noch haben wir auf dem Southside-Festival im Süden Baden-Württembergs zu Tom Odells wunderschönen Piano-Pop unter Regenbogen und in der Sonne glitzernden Regen getanzt. Mit der letzten Note, die aus dem Piano erklang, ging es dann aber so richtig los. Donner, verdunkelter Himmel, Blitze, Wasserfluten, das volle

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Tom Odell @ Southside 2016: Ein letztes Mal Sonne

Programm. „Wir möchten euch bitten, das Gelände so schnell wie möglich zu verlassen und in eure Autos zu gehen – dies ist KEIN Abbruch des Festivals, nur eine Unterbrechung“ – tönt es aus den Lautsprechern auf dem Festivalgelände. Das Festival hatte erst begonnen – und plötzlich fand ich mich mit 3 Freundinnen gegen Mitternacht in unserem Auto auf dem Parkplatz sitzend in einem Unwetter wieder, das das Southside so noch nie vorher erlebt hatte.

Das wohl stärkste Unwetter in der Geschichte des Musikfestivals ist über das Festivalgelände eingebrochen – Samstagmorgen wurde das Festival offiziell abgesagt.

Uns blutet das Herz, aber Eure Sicherheit steht an erster Stelle.

Für das Wochenende waren weitere Unwetter vorhergesagt, eine Fortsetzung des Festivals war also quasi unmöglich. Die Veranstalter reagierten absolut angemessen. Sicherheitskräfte, Polizei, Feuerwehr, Krankendienste waren zur Stelle und sorgten nach der Nacht im Auto oder in Notfallunterkünften für Ruhe und Sicherheit, als wir unsere Habseligkeiten auf dem zerstörten und überfluteten Camping-Gelände zusammensuchten. Der Festival-Radiosender „CampFM“ begleitete uns durch die gesamte Evakuierung und Abreise.

Es ist so wahnsinnig schade – wir hatten uns alle auf 3 Tage Festivalstimmung, Ausnahmezustand und beste Live-Musik gefreut. Da wird mir erst so richtig bewusst, was für ein schönes Sommer-Highlight ein Festival mit so einem beeindruckenden Line-Up sein kann! Aber! Es gab, nach jetzigem Kenntnisstand, keine schweren Verletzungen. Nicht nur das Southside-Festival hat es erwischt: Unwetter sind über weite Teile Deutschlands hinweggefegt und haben Schäden angerichtet. Auch das niedersächsische Zwillingsfestival „Hurricane“ hatte zu kämpfen und musste zeitweise unterbrochen werden.

So sind wir alle traurig und durchnässt von einem Festival nach Hause zurückgekehrt, das noch gar nicht richtig begonnen hat. Die Moral von der Geschicht? Planen kann man viel, viel Vorfreude ansammeln auch – in der Hand hat man einige Dinge trotzdem nicht. Ja, ich bin enttäuscht, müde und frustriert – eigentlich wollte ich einen humorvollen Beitrag zu „Southside 2016 sauft ab“ schreiben, jetzt ist es doch irgendwie ernster und nüchterner geworden als erwartet. Dabei gab es auch genug witzige Momente im Chaos, wie „Wer ist so bescheuert und trinkt noch schnell ein Festivalbier, bevor er sich in ein Auto setzt, das er vermutlich circa 5 Stunden wegen Orkanböen und Hagel nicht zum Pinkeln verlassen kann?“, und Festivalgemeinschaftsgefühl, wie wir alle es lieben: Der CampFM-Moderator fordert alle Zuhörer beim endlosen Ausparken am nächsten Morgen auf, „GENAU JETZT“ auf die Hupe zu drücken – juhu, ein Hupkonzert!

Tatsächlich möchte ich dieses Wochenende als Aufforderung sehen, genau jetzt und heute, ohne Sorgen und Bedenken, das zu tun, was Spaß macht, was das Herz zum Hüpfen bringt und die Beine zum Tanzen – dann ärgere ich mich auch nicht so sehr, wenn das Wetter mal nicht so passt fürs Tanzen.

Knaufige Grüße

PS: Ein Interview konnten wir für euch auf dem Southside-Festival noch durchführen – wir haben Axel vom „Foodsharing“-Team am Freitagvormittag erwischt! Bleibt knaufig gespannt :). In der Zwischenzeit könnt ihr euch dieses Video reinziehen – „DasDing“ hat das Southside-Festival 2016 (oder was davon übrig blieb) in Bildern festgehalten!

 


http://www.southside.de/de/infos/news/southside-festival-2016-nach-unterbrechung-abgesagt/

http://www.dasding.de/southside/Southside/-/id=106962/nid=106962/did=798682/19zxdmo/