Die Tür öffnet sich … zum grandiosen Saisonfinale des Würzburger Poetry Slams in der Posthalle! Vergangenen Sonntag konnten 1.200 Leute, ja, tatsächlich, tausendzweihundert, die Monatssieger der letzten Slam-Saison erleben, bestaunen, bewerten.
Das Prinzip? Von September bis Mai stellen sich Poeten jeden ersten Sonntag im Monat dem Würzburger Publikum mit selbst verfassten Texten – der jeweilige Sieger hat die Ehre, im Juni noch mal im Saisonfinale aufzutreten.
Tja, eigentlich muss man das ja nicht mehr erklären – Poetry Slam, das „hippe“ Poesiemachen, ist vermutlich jedem bekannt. Seinen Ursprung fand der Poetry Slam in den USA – Marc Smith, ein amerikanischer Dichter, hat die Slam-Bewegung losgetreten. Poesie soll demokratisch sein – jeder kann, darf, soll schreiben und damit auf die Bühne treten können. Regeln gibt es im deutschen Poetry Slam nur wenige simple: keine Hilfsmittel, eine Zeitbegrenzung von meist 7 Minuten – sonst ist alles erlaubt, ob Comedy oder Dichten, Kabarett oder klassische Lyrik, alles kann, darf, soll. Das Publikum entscheidet, welcher Text am besten gefallen hat, in die Situation gepasst hat, am mitreißendsten performed wurde – am Ende steht ein Sieger, der zwar nicht mit Geld, dafür mit Ruhm überschüttet wird.
Ruhmvoll war der Abend für die 9 Teilnehmer in der Würzburger Posthalle: das Publikum hat sich im Gegensatz zu anderen Slams ungefähr vervierfacht. Es lag eine leicht feierliche Atmosphäre in der Luft – schon schön, über 1000 Leute für Poesie in einen Veranstaltungssaal zu locken! Da scheiden sich die Geister: Ist Poetry Slam noch cool oder schon Mainstream?! Ob bei Musik, Mode oder jegliche andere Form von Kunst: über die Gretchen-Frage: „Darf ich das noch mögen oder ist es schon Sell-Out?“ kann man sich lange und ausgiebig streiten.
Ich fand den Abend schön, der ursprüngliche Flair eines Poetry Slams (gerade mal so 80 Leute in einem stickigen Kneipenkeller, die Gemüter erhitzt durch die Raumtemperatur und den tollen Text, den der da vorne eine Armlang von dir entfernt hinausschreit) geht in einer Veranstaltungshalle natürlich eher verloren. Die Texte waren trotzdem geil – und der Würzburger Poetry Slam ist nun mal immer in der Posthalle angesiedelt, ein nicht wirklich gemütlicher Ort. Die kleinen Keller Slams findet man wohl eher noch in anderen Städten!
Die ersten drei Plätze beim Würzburger Saisonfinale am 5. Juni haben belegt:
3) Friedrich Herrmann: bezauberte mit scharfsinnigen, leichten, humorvollen und gleichzeitig ernsten Texten – kleine Beobachtungen des Alltags, die einen zum Lachen bringen können, während man vielleicht gleichzeitig doch weinen möchte. Weil das Leben schön ist, gut ist, und auch mal zum Haareraufen.
2) Thomas Spitzer: bestoch mit Humor – in die Fresse rein, Luft holen. Und weitermachen!
1) Lisa Eckhart: begeisterte – sie vereint satirische Boshaftigkeit mit einer unfassbaren Bühnenpräsenz mit lyrischen Geschichtenerzählen.
Ihr spaßvolles Stück über das Christkind und Jesus als eher selbstsüchtigen Vater könnt ihr hier nachhören – interessant, was da der Bayerische Rundfunk seinem ehrenwerten Publikum vorenthält. Aus welchen Gründen auch immer. Hört rein!
PS: Ja, Friedrich war mein heimlicher Favorit! 😉