Für uns sind Türen ja bekanntermaßen etwas wunderbares. Es gibt aber auch Leute, für die sind Türen ein Sinnbild ihrer Angst. Menschen mit einer Zwangsstörung. Während wir jeden Morgen (mehr oder weniger) fröhlich aus dem Haus gehen und einfach die Tür hinter uns ins Schloss fallen lassen müssen sie mehrmals überprüfen, ob die Türe denn jetzt wirklich verschlossen ist.
Diesen und andere Zwänge können sie nicht beeinflussen. Die Zwänge sind quälend, zeitraubend und beeinträchtigend. Der Zwang an sich kann nicht kontrolliert werden. Er ist die Folge von immer wiederkehrenden Gedanken und Vorstellungen und tritt in den verschiedensten Situationen auf. Diese Gedanken rufen Ängste und Unbehagen hervor. Durch bestimmte Handlungen versuchen die Betroffenen diese Ängste zu unterdrücken. Es beginnt mit zweimal gucken ob die Tür auch wirklich zu ist und ufert irgendwann aus in zwanzig mal nachsehen.
Zunächst verschafft die Zwangshandlung ihnen auch Linderung der Ängste, langfristig betrachtet verschlimmert sie aber die Situation des Betroffenen noch, da davon ausgegangen wird, dass die Kontrolle berechtigt war („Gut, dass ich das nochmal kontrolliert habe, sonst hätte jemand einbrechen können und ich wäre Schuld gewesen.“). Den Meisten ist es im Nachhinein bewusst, dass diese Handlungen übertrieben und sinnlos sind. Sie versuchen sich den Zwang der Handlungen zu widersetzen, was aber meist nicht lange funktioniert, da sich eine starke Unruhe einstellt.
Zwangsstörungen sind die 5. häufigste Psychische Erkrankung. Etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung sind einmal in ihrem Leben davon betroffen. In Gegensatz zu anderen Erkrankungen treten Zwangsstörungen bei Männern und Frauen in etwa gleich häufig auf. In der Regel taucht die Störung mit Anfang bis Mitte 20 auf. Bei Männern etwas früher als bei Frauen.
Aber ab wann spricht man vom Zwang?
Nicht jeder Tick ist gleich eine Zwangsstörung. Menschen entwickeln über die Jahre einfach Gewohnheiten und Rituale, wie sie bestimmte Dinge erledigen. So stellt es beispielsweise keine Zwangshandlung dar, wenn man sich immer erst das rechte und dann das linke Auge schminkt oder wenn man nach dem Aufstehen morgens als erstes zum Briefkasten geht und die Zeitung holt. Auch ist es ganz normal, zu überprüfen ob der Herd ausgeschaltet ist, wenn man das Haus verlässt. Zur Zwangsstörung wird das Ganze, wenn die Gewohnheiten über einen längeren Zeitraum quälend sind, Ängste auslösen und das Leben negativ beeinflussen und einschränken.
Mit Hilfe einer Therapie können die Betroffenen ihre Zwangsgedanken und Zwangshandlungen ganz gut in den Griff bekommen, jedoch dauert es meistens einige Jahre, bis sich eingestanden wird, dass die Zwänge krankhaft sind und nicht einfach nur eine kleine Macke.
Knaufige Grüße