Tadaa, heute geht es weiter: Alessandra öffnet mit euch heute eine Tür zum zweiten Mal – was gibt es dieses Mal Spannendes dahinter zu entdecken?

Erinnert ihr euch noch an Allan aus Dublin, der euch schon vergangenen Montag mehr über Irland und seine Landsleute erzählt hat? Falls nicht, könnt ihr das gerne hier nachlesen – aber jetzt geht es auch schon weiter mit dem 2. Teil des Knauf-Interviews! Allan war nicht nur ein super Host für die erste Nacht meines Irland-Trips, sondern stand mir netterweise auch noch für ein Interview zur Verfügung. In diesem Teil geht es um seine Arbeit im Bereich von sustainable development, oder auch nachhaltige Entwicklung. Ganz kurz gesagt bedeutet das ja, Bedürfnisse in der Gegenwart sollen nur so befriedigt werden, dass auch künftige Generationen ihre Bedürfnisse noch erfüllen können. Das betrifft also politisches, wirtschaftliches und ökologisches Handeln, das nachfolgenden Generationen vergleichbare oder bessere Lebensbedingungen sichern soll.
Lest hier, warum Allan Verständnis für Nachhaltigkeit als so wichtig erachtet und wie er selbst in diesem Bereich tätig ist.
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Wie würdest du das Konzept der nachhaltigen Entwicklung jemandem beschreiben, der noch nie davon gehört hat?
Mist! Ich bin es gewohnt, damit offene Türen einzurennen. Nachhaltige Entwicklung bedeutet, Wege zu finden, unsere eigenen Bedürfnisse versorgt zu wissen, ohne dabei die Versorgung der Bedürfnisse anderer zu gefährden (wie Existenz, Freiheit, Respekt, Zugehörigkeit, Gesundheit, Liebe und so weiter). Das erfordert eine ganz andere Perspektive des Einzelnen auf die ganze Welt, wie wir miteinander agieren und auch Offenheit für Veränderungen der eigenen Überzeugungen. Leider gibt es gerade sehr viele Menschen, deren Bedürfnisse nicht erfüllt werden.
Wie bist du dem Begriff das erste Mal begegnet?
Mein Onkel hat das Wort immer benutzt. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich es als Teenager wirklich verstanden habe. Als ich ökonomische Hierarchien und unsere Abhängigkeit davon begriffen habe, hat es mehr Sinn gemacht für mich. Die Bedürfnisse vieler Menschen wurden nicht beachtet, aufgrund überzogener Ansprüche anderer. Nicht, dass ich irgendwem die Schuld geben möchte. Shit happens. Und jetzt haben wir die Möglichkeit, etwas zu ändern. Obwohl ich in den letzten Jahren viel von der Zerstörung unserer Umwelt gehört habe, habe ich die Ausmaße des Ganzen erst begriffen, als ich gesehen habe, was dieser Schaden für die Bedürfnisse vieler Menschen bedeutet.
Warum denkst du ist nachhaltige Entwicklung genau jetzt so bedeutsam?
Wir machen gerade eine Veränderung durch, die so gewaltig ist, dass sie den Kern der Existenz des Menschen bedroht. Ich bin optimistisch und glaube, dass wir das durchstehen können, und vielleicht noch ein paar Tiere retten können, wo wir schon dabei sind. Aber ich habe Angst, dass viele in unserem Jahrhundert leiden und vorzeitig sterben müssen, und ein langfristiger Schaden bis weit in die menschliche Zukunft hinein existieren wird. Es geht darum, auf der ganzen Welt notwendige Fähigkeiten, Wissen, Motivation und Glauben zu schaffen, um wenigstens auf irgendeine Art und Weise eine weiche Landung in diese neue Ära der Veränderung gewährleisten zu können. Aber die Zeit rennt uns davon. Ich lege es jedem nahe, der nie mit Tyrannei in Berührung kommt, nach Syrien zu gehen und dort eine idee davon zu bekommen, wie grausam das Leben sein kann, wenn wir unsere Fehler nicht korrigieren.
In welchem Bereich der nachhaltigen Entwicklung bist du selbst aktiv?
Bis jetzt habe ich in vielen Grassroot Aktivitäten mitgewirkt, Informationen im Netzwerk rund um Nachhaltigkeit weiter verbreitet und hauptsächlich Theorien entwickelt, um die Nachhaltigkeitsbewegung so voran zu bringen, dass mehr Menschen in unserer Gesellschaft sich daran beteiligen können.
An welchem Projekt arbeitest du gerade?
Ich bin gerade dabei, ein Projekt in Gang zu bringen, von dem ich glaube, dass es eine Basis für den gesellschaftlichen Erfolg beständiger nachhaltiger Entwicklung sein kann. Das bedeutet, eine Grassroots Basis zu bilden, in der Ressourcen (Zeit und Geld, Arbeit, Rohstoffe, Wissen, Land und so weiter) einfacher geteilt und verbreitet werden können. Jede Gruppe oder Organisation und jeder Einzelner, die Initiative zeigen wollen, können dabei mitwirken, dieses Netzwerk zu organisieren, weiter zu entwickeln und zu stärken. Viele, die in Gruppen, Grassroot Aktivitäen und Nachhaltigkeit aktiv sind, brauchen jedoch mehr Training und Wissen, damit ein solches Netzwerk erfolgreich sein kann.
Auf lange Frist gesehen glaube ich, dass diese Herangehensweise an nachhaltige Entwicklung zu einer besser entwickelten glokalen Gemeinschaft führen wird –
Was meinst du mit “glokal”?
Eine Mischung aus global und lokal – Ich spreche von lokal organisierten Gemeinschaften, die gleichzeitig weltweit funktionieren. Diese Art von Gemeinschaft soll vernetzter und verständnisvoller sein, und kann so als funktionierendes Vorbild für Gemeinschaften dienen, die belastbarer sind und überall aufgebaut werden können. Leute, die ursprünglich weniger interessiert sind, werden dann nachziehen.
Was denkst du über das Gemeindeleben in Dublin?
Die Menschen sind sehr hilfsbereit. Aber sie gehen nicht gerne Verpflichtungen ein, wie in vielen Städten vermutlich. Menschen in ländlicheren Regionen sind weniger abhängig von individuellem Einkommen und Märkten. Dort blühen Gemeinden. Aber sie wissen nicht viel über Nachhaltigkeit. Ich meine, obwohl Iren aus ländlichen Regionen nicht darauf vertrauen, dass Märkte und politische Prozesse ihre Lebensgrundlage sichern, haben sie vielleicht zu wenig Vertrauen ineinander, als eine Folge der Institutionalisierung politischer und wirtschaftlicher Kräfte.
Was wünschst du dir für das Gemeindeleben in Dublin und ganz Irland?
Dass die Menschen ihre Vollzeitjobs aufgeben, und mehr Anstrengung in das Verständnis kurz- und langfristiger lokaler Bedürfnisse investieren. Dasselbe gilt für jede Gemeine auf der ganzen Welt, meiner Meinung nach.
Welche Fortschritte im Bereich der nachhaltigen Entwicklung wünschst du dir für die Zukunft in Irland?
Einiges … zum Beispiel ein etabliertes Netzwerk, wo Ideen verbreitet werden können und man lernen kann, wie die Beteiligung der Bevölkerung an nachhaltiger Entwicklung gefördert werden kann und Gemeinden belastbarer gemacht werden können. Oder eine Finanzierung für selbstständige Akteure in dieser Entwicklung, sodass diese all ihre Anstrengungen darauf fokussieren können, solche Lösungen zu entwickeln. Eine akzeptierte alternative Wirtschaftsform, die gegen die Idee eines finanziellen Lebensunterhalts geht, um eine nachhaltige Veränderung hin zu einem ganzheitlicheren Lebensstil zu unterstützen. Außerdem wünsche ich mir, dass sich eine echte Marketingkultur für Nachhaltigkeit entwickelt.
Wow, ganz schön viel Input auf einmal oder? Wenn ihr euch mehr über nachhaltige Entwicklung informieren möchtet, kann ich euch unter anderem folgende Internetseiten ans Herz legen:
Plattform zu nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen und deren 2012 Agenda
https://sustainabledevelopment.un.org/
Infos zur Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung vom “Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung”
http://www.bmz.de/de/ministerium/ziele/ziele/2030_agenda/index.html
Internetseite des Rats für Nachhaltige Entwicklung
http://www.nachhaltigkeitsrat.de/
Infoportal für nachhaltige Entwicklung in Irland
http://sustainable.ie/
Infos zum nationalen Nachhaltigkeitsgipfel in Irland 2016
http://www.sustainabilitysummit.ie/
Knaufige Grüße!